HOCH

Burg Kirkel - Ausgrabung und Restaurierung 1998 bis 2000


Text und Fotos: Christel Bernard, Mai 2001


Die Durchführung des Projektes erfolgt in Kooperation mit dem Staatlichen Konservatoramt des Saarlandes.

Inhalt:
  1. Ausgrabung 1998
  2. Ausgrabung 1999
  3. Ausgrabung und Restaurierung 2000

1. Ausgrabung 1998    [↑]

Die 1998 untersuchten Bereiche befinden sich auf der ersten Beringebene und der Unterburg. Auf der ersten Beringebene wurde die Grabung schwerpunktmäßig südöstlich der Oberburg fortgesetzt. Dort wurden Oberflächenbereiche der Schildmauer freigelegt. Es scheint sich hier um eine mindestens 6 m dicke Mauer zu handeln, die mit weiteren Aufbauten und mit Wegen versehen war.
Abb.1
Abb. 1: Die Schildmauer bezieht ältere Mauern ein, welche später teils bevorzugt ausgebrochen wurden.
Hier ergab sich ein weiterer Nachweis für die Korrektheit des Übersichtsplanes von 1679, welcher im sog. "Neuen Bau" von Herzog Johann I von Zweibrücken zwei Durchgangsmöglichkeiten verzeichnet: Den ersten Durchgang haben wir bereits während der vorangegangenen Grabungskampagnen freigelegt und dort eine Zugbrückenanlage im Inneren des Gebäudes festgestellt, welche eine ältere Toranlage überlagerte. 1998 ist der Nachweis des zweiten, parallel dazu verlaufenden Durchgangs gelungen, und zwar anhand von Setzspuren von Quadern, die den Verlauf einer Mauer derselben Bauphase auf der Ostseite der Schildmauer erkennen lassen.
Abb. 2: Ausschnitt Plan 1679, Neuer Bau
Abb. 2: Ausschnitt aus dem Plan de Kirkel von 1679 mit dem Neuen Bau und den beiden hindurchführenden Gängen. Der Neue Bau befindet sich zum Teil auf der massiven Schildmauer.
Der neu entdeckte zweite Gang befindet sich auf der Oberfläche der Schildmauer und hat eine Breite von ca. 1,20 m. Von ihm aus zweigen südlich des Neuen Baues weitere Gänge oder Wege nach Osten und Westen ab. Während der westliche Gang zur Oberburg führt und eine Verbindung zum inneren, von der Zugbrücke kommenden Weg darstellt, ist beim derzeitigen Kenntnisstand noch nicht zu klären, wohin der in Richtung Osten abzweigende Gang führt - eventuell zur nächsttieferen Beringebene und dort befindlichen Gebäuden oder zu einem Wehrgang. Im Südosten des ergrabenen Areals trat eine ältere Beringmauer aus Buckelquadern zutage, deren Errichtung vorläufig in das 15. Jahrhundert datiert werden kann. Sie steht sicherlich in Zusammenhang mit dem Buckelquaderbering, der durch den Förderkreis Kirkeler Burg e. V. während der Sondierungen 1990 / 1991 am Westhang in einem kleinen Ausschnitt freigelegt worden ist. Hiermit ergibt sich allmählich ein Blick auf größere Zusammenhänge des Ausbaus der Befestigungsanlage durch verschiedene Jahrhunderte.

Im Zuge von Baumaßnahmen für den Burgsommer wurde ein Mauerabschnitt auf der Unterburg untersucht und dokumentiert, der sich neben und hinter dem Toilettengebäude und hinter der Burgklause als geböschte Mauer im Hang befindet und teilweise bereits früher durch den Förderkreis freigelegt und wieder verfüllt worden war. Hier ließen sich interessante Details zur Errichtung der Mauer erkennen, weiterhin Baufugen und abgehende Mauern, die auf angebaute Gebäude, eventuell sogar auf ein weiteres Tor zwischen Unterburg und den nächsthöheren Ebenen schließen lassen.
Abb.3
Abb. 3: Mauer am anstehenden Fels im Südwesten der Unterburgfläche.
Abb.4
Abb. 4: Drainageschicht zwischen Mauer und Fels.

2. Ausgrabung 1999    [↑]

Die Ausgrabung ist hauptsächlich 1999 im Nordwesten fortgesetzt worden, d.h. im Anschluß an die zuvor freigelegten Bereiche des sog. Neuen Baues, des renaissancezeitlichen Schloßtraktes auf der ersten Beringebene. Hierbei zeichnete sich der weitere Verlauf der Schildmauer ab. Die Schildmauer ist dem jetzigen Augenschein nach mindestens ca. 8 m breit und in unterschiedlichen Stadien abgebrochen, so daß zur Zeit an keiner Stelle ihre Mauerkrone und deren Belag im Bereich des Wehrgangs zu erkennen ist. Auf der Abbruchfläche sieht man, daß sie verschiedene ältere Mauern überlagert. Die westliche Schale der Schildmauer ist ebenfalls weitgehend ausgebrochen, konnte aber gegen Ende der Grabungskampagne durch zwei erhaltene Quader nachgewiesen werden. Sie war im selben Format und Material wie die uns bekannten Mauern des "Neuen Baues" ausgeführt.
Abb.5
Abb. 5: Brückenkopf und nördlicher Abschluß des Neuen Baues. Links der Anschluß des Zugbrückengrabens, rechts das nördliche Tor des Neuen Baues, von dessen Fassade ein kleiner Rest an der Felswand erhalten ist.
Abb.6
Abb. 6: Fassadenrest des Neuen Baues am Felsmassiv.
Der Eingang in den "Neuen Bau" ist gleichzeitig die Zufahrt zur ersten Beringebene. Er befindet sich zwischen der Schildmauer und dem Oberburgmassiv. Die nördliche Fassade, in der sich dieser Eingang befindet, bildet den Abschluß des Brückenkopfes, der bereits 1998 oberflächig freigelegt worden war. Zum Eingang gehört ein Spannfundament, das bis jetzt erst angeschnitten worden ist. Direkt hinter dem Eingang, also im Inneren des Brückenkopfes, befindet sich ein tief liegender Raum, der anscheinend zumindest teilweise um einen von Norden nach Süden ansteigenden Erdkern herum gebaut worden ist. Dieser Raum hat drei Wände, Ost-, Süd- und Westwand, während sich im Norden das Spannfundament als Abschluß befindet. Die Südwand schließt den Torgraben der Zugbrücken ab und ist als einhäuptige Mauer vom Graben aus errichtet worden. Die Rückseite dieser Mauer im Raum des Brückenkopfes ist grob gegen Erdmasse gesetzt worden, wie erhaltene Reste von dunkler kompakter Erde zwischen den Mörtelklumpen und Mauersteinen nach der Freilegung zeigen. Diese dunkle Erdmasse war jedoch zum Grabungsbeginn nicht mehr vorhanden gewesen, sondern statt dessen heller lockerer Schutt. Die West- und Ostmauer des beschriebenen Raumes weisen nach Norden hin Glattquader in ihren Wandflächen auf, allerdings nicht gleichmäßig an beiden Wänden und auch nicht gerade abschließend gesetzt Der Rest der Mauern besteht aus groben Hausteinen oder - so an Teilen der Westwand - aus senkrecht abgespitztem Fels. Die Interpretation dieses Raumes ist im jetzigen Zustand der Freilegung noch nicht möglich. War 1998 noch vermutet worden, daß es sich um einen weiteren Brückenkeller für eine nach Norden folgende Zugbrücke handeln könnte, so will der geschilderte Befund im Rauminneren nicht recht zu dieser Interpretation passen. Der Befund des nicht mehr vorhandenen Erdblockes, um den die Mauern herum errichtet worden sind, legt den Eindruck nahe, daß es vielleicht zumindest noch während der Bauzeit eine Rampe gewesen sein könnte. Das Begehungsniveau in diesem Brückenkopf befand sich jedenfalls oberhalb dieses Raumes, wie dort Glattquader zeigen, die schon 1998 beschrieben worden sind. Hier wird man noch abwarten müssen, bis die nach Norden anschließenden Bereiche außerhalb des "Neuen Baues" freigelegt worden sein werden, in denen 1999 erst die oberen Schuttlagen entfernt worden sind. In einer Sondage, die dort angelegt worden ist, tritt eine nach Süden geböschte Mauer zum Vorschein, die in Steinformat und Bearbeitungsweise der älteren Böschungsmauer ähnelt, die zu dem früheren Torgraben gehört, der durch den "Neuen Bau" überlagert worden ist (siehe Bericht). Sie wurde teilweise für die Westseite der Schildmauer abgerissen; weitere Aussagen sind hierzu sind bis zur vollständigen Untersuchung des Bereiches noch nicht möglich.

2.2 Ein zweiter Eingang in das Felsmassiv
Anläßlich des Baggereinsatzes zur Schuttabfuhr konnte ein zweiter Eingang in das Felsmassiv unterhalb des Eckigen Turms freigelegt werden, der zusammen mit dem freiliegenden Eingang im Zweiten Weltkrieg als Schutzraum ausgebaut worden und noch heute mit einer Stahltür verschlossen ist. Dieser Eingang ist im Inneren mit seinem Pendant durch einen ausbetonierten Gang verbunden. Vor dem 1999 freigelegten Eingang fanden sich in Nördlicher Richtung beide Mauerstümpfe einer Torlaibung mit dem Mörtel des Renaissancebaus und dazwischen ein flacher Graben.
Abb. 7
Abb. 7: Der betonarmierte Bunkereingang unterhalb des Eckigen Turmes. Davor Mauerreste eines Tores.
Abb. 8: Ausschnitt Plan 1679: Tor
Abb. 8: Ausschnitt des Plan de Kirkel von 1679. Es könnte sich bei dem mit 6 bezeichneten Tordurchgang um die Stelle des aufgefundenen Tores vor dem Bunkereingang handeln.
Die Betrachtung der auf dem Plan dargestellten Situation läßt vermuten, daß hier ein weiteres Tor gewesen ist, das von der Unterburg aus den Zugang zu einem dem "Neuen Bau" vorgelagerten Vorhof ermöglichte. Der im Zweiten Weltkrieg genutzte Verbindungsgang unter dem Felsmassiv könnte in Zusammenhang mit einer Bewehrung dieses Vorhofes stehen. Wie weit die Befundsituation gestört ist, war in der Sondage nicht zu erkennen. Das Tor ist nach einer Fotodokumentation vorerst wieder mit Schutt verfüllt worden. Eine eingehende Untersuchung wird an dieser Stelle erfolgen, wenn die Grabungsfläche bis hierhin ausgedehnt ist.

2.3 Begrenzungsmauer der Unterburg
Auf der südwestlichen Unterburg ist die Begrenzungsmauer, die ebenfalls auf dem "Plan de Kirkel" eingetragen ist und sich am Hang unterhalb der heutigen Armbrusthütte befindet, von Humus und Gestrüpp freigelegt und dokumentiert worden. Absicht der Untersuchung dieser Stelle war, die Mauer sanieren zu können, bevor auf dem angrenzenden Hangstück unterhalb der Burgklause ein Weingarten angelegt wird. Die dortige Mauer weist in den unteren Lagen, die nur minimal angeschnitten worden sind, noch eine Quaderschale auf. Der erhaltene Mauerkern zeigt verschiedene Mauermörtel. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen.


3. Ausgrabung und Restaurierung 2000    [↑]

3.1. Ausgrabung
Die Grabung auf der ersten Beringebene wurde in 2000 nur geringfügig fortgesetzt aufgrund der Restaurierung, die einen hohen Planungs- und Dokumentationsaufwand erforderte.

3.2 Restaurierung
Die Restaurierung nach einem von mir erstellten Maßnahmenkatalog ist mit Änderungen vom Staatlichen Konservatoramt genehmigt und nach konkreter Vorplanung und Aufmaß durch die beauftragte Firma Feldhaus begonnen worden.

Restaurierung
Abb. 9: Restaurierung des südlichen Tores

Restauriert wurden 2000 der Bereich der östlichen Felsflanke der Oberburg, wo der "Neue Bau" sich anschließt. Dessen Mauern wurden unter Beachtung der archäologischen Befunde am Fels teilweise um mehrere Meter in die Höhe aufgeführt, um den Sandstein vor weiterer Erosion zu schützen. Im Zuge dieser Arbeiten konnten die Laibungen der Brückentore im Zugbrückenbereich sowie des oberhalb gelegenen südlichen Tores wieder um einige Steinlagen aufgeführt werden, weiterhin der Torgraben und das anschließende Torgewände des nördlichen Außentores am Neuen Bau an dessen Westflanke. Die in der freien Fläche befindlichen Mauerreste des Neuen Baues werden nur um zwei Steinlagen über die erhaltenen Befunde hinaus aufgemauert werden. Das ehemalige Treppenhaus wurde aus Sandstein mit zwei steinernen Treppenläufen wieder hergestellt und wird 2001 mit zwei zusätzlichen oberen Läufen aus Stahl versehen werden, die den Zugang zur Oberburg wieder ermöglichen. Das Plateau der Oberburg erhielt eine niedrige Umfassungsmauer aus Buckelquadern, wo im Original noch Buckelquader vorhanden sind, und Glattquadern, wo die Mauern bis auf den Fels abgetragen sind. Diese neuen Mauern bilden eine im Jahr 2001 mit Schuttmassen zu verfüllende Fläche, um die Originalbefunde vor weiterem Zerfall zu schützen. Der abschließende Belag aus quadratischen Sandsteinplatten wird die BesucherInnen leider nicht mehr erkennen lassen, welch massive Mauern früher den Palas der Oberburg umgaben. So entsteht ein für das Auge des Architekten ästhetisch gelungenes, aber für BesucherInnen wenig informatives Bild der ehemaligen Oberburganlage, die letztendlich zur Aussichtsplattform degradiert wird.


HOCH