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Zur Geschichte der Burg Kirkel

1075 - Eine Urkunde, gesiegelt von Godefridus comes de Kirchila, ist der erste schriftliche Beleg für den Burgnamen. Der Träger des Namens stammt aus einem Grafenhaus, das von einer Adelsfamilie abgeleitet wird, die seit dem 8. Jh. an Blies und Seille begütert ist (sog. Haus Metz-Lunéville).
Die Söhne Gottfrieds von Kirkel teilten das Erbe: Gottfried erhielt die Burg Blieskastel mit Umland. Friedrich erbte eine Burg auf einer Insel im Oberlauf der Saar, nach der er sich Graf von Saarwerden nannte, sowie Kirkel und den umliegenden Wald. Von diesem überließ er
1131 einen Teil der Abtei Hornbach zur Errichtung des Priorates Wörschweiler. Kirkel blieb nun über mehrere Generationen in den Händen der Grafen von Saarwerden.
ca. 1212/1214 - Bei einer erneuten Teilung unter zwei saarwerdischen Brüdern erhielt Heinrich die Besitzungen beiderseits der Blies Ludwig die Burg Saarwerden mit Gütern an der oberen Saar.
1242 - Nachdem Graf Heinrich von Kirkel ohne Nachkommen verstorben war, wurde sein Erbe unter seine Neffen und Nichten aufgeteilt. Die Hauptmasse seiner Besitzungen beiderseits der Blies kam an die Söhne seiner Schwester Mechthild, die mit einem Herrn von Siersberg verheiratet war. An der Burg Kirkel, dem Dorf Limbach, den umliegenden Wäldern und den Gütern im Ostertal gingen seine saarwerdischen Neffen mit ins Teil. Diese Teilung begründete den rund 170 Jahre dauernden gemeinsamen Besitz von Kirkel.

Der Siersberger Anteil - die Herren von Kirkel

Johann von Siersberg wurde der Stammvater eines Zweiges des Hauses Siersberg, der sich nach Kirkel benannte. Er und seine Nachkommen erwarben zwar Streubesitz in und um St. Wendel, an der Saar, in Lothringen und im Elsaß, darunter auch zeitweise Anteile an den Burgen Lichtenberg und Windstein, aber einen geschlossenen Herrschaftsbereich, ein "Territorium", konnten sie nicht aufbauen. Mit dem Siersberger Erbe kam das Vogteigut zu St. Arnual als Lehen vom Grafen von Saarbrücken an die Linie von Kirkel bis zum Erlöschen des Geschlechts. Die Vogtei über die St. Arnualer Güter umfaßte die Hochgerichtsbarkeit.
Während die Siersberger Verwandten zeitlebens dem landständischen Adel Lothringens angehörten, stiegen die Herren von Kirkel zur Reichsunmittelbarkeit auf. Sie waren unmittelbare Vasallen der deutschen Könige und traten als gleichberechtigte Partner in Bünden zum Schutze des Landfriedens auf und zur Sicherung des Geleites auf der Straße vom Oberrhein zur mittleren Mosel. Sie orientierten sich relativ früh durch ihre Heiratspolitik und Lehensbeziehungen zum oberrheinischen Raum, blieben aber weiterhin Lehensleute der Bischöfe von Metz und der Herzöge von Lothringen.
Ab 1335 - Die Lehensbande zu Pfalzgraf Ruprecht wurden geknüpft.
Gelegentliche Überfälle auf Kaufleute, Fehden gegen den Bischof von Straßburg und die Grafen von Zweibrücken-Bitsch und andere unbedeutende Adlige sind belegt, z.B.:
1338 - Konrad von Kirkel und sein Bruder setzten den Straßburger Bischof Berthold von Buchegg sechzehn Wochen lang auf Burg Kirkel gefangen, bis Herzog Albrecht von Österreich ein hohes Lösegeld zahlte und die Einräumung politischer Vorteile bewirkte:
1340–1346 wurde Konrad von Kirkel Domkustos zu Straßburg, Dompropst zu Speyer und
1347 Administrator des Erzstiftes Mainz.

Nachrichten über Baulichkeiten und Bewohner der Burg im 14. Jh.

1353 - Erstmals wird ein Wirtschaftshof erwähnt "curia dicta Sweyghof sub dicto castro situata".
Ende 14. Jh. - Der Kirkeler Lehenshof umfaßte folgende Personen: die von Sierck, Johann Ulner, der Alte von Mengen, Lamprecht Streiff, Nikolaus von Castel, Clesich von Grimberg, Hugel von Nideck und die Burgmannen Wilhelm Frore von St. Ingbert, Johann von Wachenheim, Eberhardt von Wolfstein, Heinz Gauwer, die Erben Isenbart von Castel, Rupprecht von Bexbach und Nikolaus von Gersbach.
Geldnöte zwangen Johann IV. von Kirkel, den letzten aus dem ursprünglichen Hause Siersberg, Besitzungen zu verpfänden, u.a. seinen Teil an der Burg an die mit ihm verwandten Grafen von Zweibrücken-Bitsch.
1386 Johann IV. von Kirkel starb kinderlos.
1387 - Im Februar belehnte König Wenzel den Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz aus dem Hause Wittelsbach mit Johanns Anteil. Am Freitag nach Ostern gab Ruprecht die Hälfte der Burg als Mannlehen an Graf Simon Wecker von Zweibrücken-Bitsch.
1391 - Im November belehnte Ruprecht die Brüder Simon Wecker und Friedrich von Zweibrücken-Bitsch mit je einem Viertel der Burg.
1397 - König Wenzel gab nach dem Tode des Grafen Heinrich III. von Saarwerden, dem letzten männlichen Namensträger weltlichen Standes, dessen Anteil dem Kölner Erzbischof und Kurfürsten Friedrich von Saarwerden zu Lehen. König Wenzel stellte ihm frei, seinen Kirkeler Anteil zu Lebzeiten einem Erben zu überlassen, anderenfalls solle der Anteil nach Friedrichs Tod an das Reich zurückfallen. Wie Friedrich über Kirkel verfügte, ist nicht bekannt.
1414 - Nach dem Tod des Erzbischofs und Kurfürsten Friedrich von Saarwerden sind keine saarwerdischen Rechte an der Burg belegt.


Siegel  Saarwerden Siegel des Kurfürsten Friedrich von Saarwerden, Von einer Akte vom 30 April 1372, histor. Archiv der Stadt Köln, HUA 2744. Der Erzbischof wird dargestellt mit dem Wappen von Saarwerden zu seiner Linken und dem des Erzbistums Köln zu seiner Rechten. H. des Siegels 8,5 cm.

Die pfalz-zweibrückische Zeit in Kirkel

Seit 1406 - Kurfürst Ruprecht von der Pfalz überließ seinen Anteil an Burg Kirkel verschiedenen niederen Adligen als Pfandschaft. Seine Zusage, ihnen die aufgewendeten Baukosten zu ersetzen, läßt auf notwendige Reparaturen schließen. Ein Aufenthalt Ruprechts, der von 1400 bis 1410 die Königskrone trug, in Kirkel ist nicht bekannt.
1410 - Im Oktober teilten die vier Söhne Ruprechts das Erbe. Stephan, der erste Herzog von Pfalz-Zweibrücken, erhielt unter anderem die Grafschaft Zweibrücken und die Burg Kirkel mit Zubehör. Das Reichslehen Kirkel wurde Vorort des pfalz-zweibrückischen Amtes, aber oft in Personalunion mit dem Oberamt Zweibrücken verwaltet.

Nachrichten über Personen auf Burg Kirkel

Normalerweise lag nur eine zahlenmäßig geringe Besatzung in der Burg. Leitender Beamter vor Ort war der Keller, vor allem mit der Verwaltung der Geld- und Naturaleinkünfte befaßt, weiterhin waren ständig anwesend 1 Turmknecht, 2 bis 3 Wächter, 1 Wagenknecht, 1 Koch, 1 Küchenjunge und weitere 5 bis 8 Personen, die in den Kellereirechnungen nur mit Vornamen, nicht mit Funktionen erwähnt werden, darunter 2 Mägde. Gelegentlich war ein Kaplan anwesend.
An Personen werden z.B. 1443/44 in vierzehntägigen Kellereirechnungen u.a. erwähnt:
Der Keller (Verwalter) von Oberstein in Nachfolge des früheren Kellers Wüstenbart, Junker Landsiedel, der 1444 durch Simon Mauchenheimer abgelöst wird, Vogt Werner von Monsheim, der Zweibrücker Landschreiber Hänschen von Ostern, Büchsenmeister Kuntz, der Unterkeller Hans von Einsming, ein gewisser Wilderich, Dienstpersonal und darüberhinaus zeitweise bis zu 50 Fröner und Frönerinnen täglich, die für Einsätze in Land- und Waldbrandwirtschaft verköstigt wurden, desweiteren für Bauunterhalt: Von ihnen wurden Fahrdienste für Lehm und Ziegel geleistet.

Nachrichten über Lokalitäten und Ausstattung der Burg

"Der oberste velß sunderlichen" (1363) dürfte identisch sein mit der im 15. Jh. häufiger genannten "Ritterburg". Vorgelagert war der "Twingel" (Zwinger), also ein Raum zwischen den beiden Ringmauern. Dieser Einteilung entspricht auch die Nennung von zwei Toren (z.B. 1438 "nyderste porten").
Der schon früher genannte Wirschaftshof ist vermutlich ist identisch mit dem im 15. Jh. häufiger genannten "Fehehuße" oder "Fyhuß" (Viehhaus).
1438 - Maurerarbeiten an der Ritterburg. Der Turm erhielt ein neues Gebälk. Die Entlohnung von Leiendeckern und Ziegeldeckern weist auf Schiefer und Ziegel als Bedachungsmaterial hin.
Marstall (1454, 1463), Hofhaus (1463) Walkmühle (1471) und "Hornhus" (1471) sind bislang noch nicht zu lokalisieren.
1438 - verrechnete der Keller Ausgaben für eine "stangekertzen" und Öl für die Ampel in dem "cappelchin" zu Kirkel.
1451/52 - wurde eine neue Burgkapelle erbaut, mit Ziegeln gedeckt und am 28. Oktober 1452 von einem Weihbischof geweiht. Am darauffolgenden Sonntag wurde die Kirchweih in der Burgkapelle gefeiert.
Zur Ausstattung der Wohnräume gehörten Stubenöfen, die 1452, 1458 und 1462 erwähnt wurden.
1468 - erhielt ein Schlosser aus St. Wendel 2 Pfund Pfennige um "die ure nuwe off" zu machen (die Uhr zu renovieren).
1472 - wurde der Ziehbrunnen überdacht. Die Jahresrechnung enthält Ausgaben für 4000 Schindeln und 5200 Schindelnägel. Ein Wasserrad sollte die Förderung des Wassers bei tief liegendem Wasserspiegel erleichtern. Bruder Heinrich von Wörschweiler wurde mit einem Gärtner für sechs Wochen verköstigt. Wahrscheinlich wurde damals unter seiner Leitung ein Garten bei der Burg angelegt.


Tielemann Stella Landaufnahme der Kurpfalz von Tielemann Stella, ca. 1563, stark vergrößerter Ausschnitt. Darstellung von Burg Kirkel vermutlich symbolisch. Sichtbar ist die Wegeführung, ferner mehrere Fischzuchtweiher, die für die Burg ein wichtiges Wirtschaftsgut bedeuteten. Am rechten Bildrand befinden sich die ausgedehnten wildreichen Wälder, die von den Zweibrücker Herzögen gern zur Jagd aufgesucht wurden.

Zweite Hälfte 16. Jh. - Burg Kirkel erlebte ihre Blütezeit. Schon Herzog Wolfgang hatte sich gern hier aufgehalten. Unter seinem Sohn Johann I. erfolgte ein großzügiger Um- und Ausbau der Anlage zum befestigten Jagdschloß.
Die sporadisch eingesehenen Rechnungen der 1560er Jahre belegen eine rege Bautätigkeit. Gesprochen wird von einem bleiernen Kandel am "Neuen Bau", dessen Wasser in den von einem Saarbrücker Handwerker angefertigten Wasserkasten bei dem Turm geleitet wurde, vom "Neuen Gang", von der Pforte am untersten Turm, von dem "Frawenzymer" (Kemenate?), vom Stübchen des Kellers, von der Schneiderei, von einer neuen steinernen Pforte in "Even Hauß".


Wolfgang Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken, * 26.9.1526, + 11. Juni 1569. Graimberg-Sammlung des Kurpfälzischen Museums Heidelberg. Der Vater von Johann I. hielt sich gern zur Jagd in Kirkel auf.

Dreißigjähriger Krieg

Als die eigentlichen Kampfhandlungen des Dreißigjährigen Krieges auf das Land an Saar und Blies übergriffen, wurde die Burgbesatzung verstärkt und einem Offizier die Aufgaben des Amtmannes übertragen.
1632 - Im April wurde der Amtmann und Rittmeister Johann von Bernstein, seit 1630 Vertreter des Herzogs in der Burg, auf der Wörschweiler Brücke getötet. Für kurze Zeit übernahm wieder ein Keller die Verwaltung.
1633 - Ein Offizier wurde als Amtmann eingesetzt und mit der Verteidigung der Burg beauftragt. Infolge des Bündnisses Herzog Johanns II. (+ 1635) mit Gustav Adolf von Schweden erhielt Kirkel eine kleine schwedische Garnison.
1635 - Im Sommer wurde die schwedische Garnison von kaiserlichen Truppen vertrieben.
1636 - die Burg wurde verlassen und in der Folgezeit mehrfach geplündert und dabei so stark beschädigt, daß sie bis zum Ende des Krieges (1648) unbewohnt blieb.
1648 - Ein neuer zweibrückischer Verwalter wurde eingesetzt.
1649 - Die Burg wurde wieder mit dem notwendigsten Hausrat ausgestattet.
In den frühen Nachkriegsjahren logierte Herzog Friedrich hier einige Jahre in primitiven Verhältnissen, weit unter fürstlichem Lebensstandard.

Dem Krieg folgten Hungersnöte und Pestepidemien. Die Bevölkerungsverluste im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken betrugen von 1600 bis 1675 90%. Wahrscheinlich war im Allgemeinen die Zahl der im Krieg Gefallenen geringer als die der Opfer von anhaltender Unterernährung und Seuchen. Auch die Rekrutierung der jüngeren Männer und Abwanderung trugen dazu bei.


Plan de Kirkel Der aus einem Antiquariat stammende "Plan de Kirkel" ist eine kolorierte Federzeichnung von Gebäudegrundrissen der Burg und soll in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angefertigt worden sein. Ihr Verfertiger bleibt anonym. Leider ist die Zeichnung selbst nicht datiert, sondern trägt nur auf der Rückseite den ergänzenden Vermerk "receu en decembre 1679". Falls dies zutrifft, so ist die Zeichnung im 17. Jahrhundert noch vor der Zerstörung der Burg angefertigt worden. Dadurch stellt das Blatt eine Quelle für Informationen über abgegangene Teile der Ruine dar, von denen unter Umständen noch Bodenfunde erhalten und erforschbar sind. Im Zentrum des Ausschnitts die Oberburg mit den beiden Türmen, umgeben von mehreren Ebenen mit weiteren Gebäuden. Oben die Toranlage.

Ausdehnungsbestrebungen Frankreichs

Bald geriet die Burg in die Turbulenzen der Kriege König Ludwigs XIV. von Frankreich gegen Kaiser und Reich. Nachdem seine Truppen im Frühjahr 1676 Zweibrücken besetzt hatten, wurde ein kleines Kontingent auch auf Burg Kirkel einquartiert.
1677 - wurden ganze Landstriche durch die französischen Truppen planmäßig verwüstet und die darin gelegenen Siedlungen zerstört, darunter auch das Dorf Kirkel, um den Vormarsch und die Verproviantierung des Gegners zu erschweren. Die Maßnahmen vernichteten die Ansätze des mühsam angelaufenen Wiederaufbaus nach dem Dreißigjährigen Krieg, blieben jedoch ohne die gewünschte Wirkung.
Nach der Einnahme von Saarbrücken im Juni 1677 durch die Kaiserlichen räumte die kleine französische Besatzung die Burg Kirkel ohne starke Gegenwehr.
Bericht des zweibrückischen Beamten David König: "Das Haus Kirkell ist ein Reichslehen und ziemlich gut Berghauß, so die Franzosen nach der Occupierung Zweybrückens (1675) auch besetzt und als sie Zweybrücken ruiniert und quittiert (1677), inbehalten, auch ein groß Werk davon gemacht, als aber im verwichenen Frühling die Kaiserlichen Saarbrücken weggenommen, ohn erwartet einiger Attaque übergaben, also daß nunmehr noch kaiserliche Garnison darauf lieget. Auf dem Hause hat der jetzt regierende Herzog auch viel Baukosten angewendet."

Nun hielten die kaiserlichen Truppen die Burg besetzt, sogar einige Zeit über den Frieden von Nijmwegen hinaus (Februar 1679), der den Territorialbestand von Kurtrier, Nassau-Saarbrücken und Pfalz-Zweibrücken bestätigte.
1679 - Im Frühjahr geriet die Burg durch Unachtsamkeit der kaiserlichen Truppen unter Hauptmann Fleischpein zweimal in Brand. Das tatkräftige Eingreifen der herzoglichen Bediensteten verhinderte das Übergreifen des Feuers auf die gesamte Anlage. Man vermutete Brandstiftung, eine diesbezügliche Untersuchung blieb jedoch ohne Ergebnis.
Bald setzte die Einverleibung bisheriger Reichsgebiete in das Königreich Frankreich aufgrund alter Abhängigkeiten von den Bistümern Metz, Toul und Verdun, sogenannte "Reunionen", ein. Innerhalb kurzer Zeit wurden fast alle im Saarland gelegenen Territorien "reuniert". Die reunierten Gebiete wurden durch einen Festungsgürtel geschützt, wobei neue Festungen angelegt, ältere Anlagen umgestaltet oder aber entfestigt wurden.
Vermutlich 1680 - Dieses Vorgehen brachte wieder eine französische Besatzung nach Kirkel. Sie soll unter Kommandant Montfort zunächst die Anlage nicht unerheblich verbessert haben.
1685 - Die französische Besatzung räumte die Burg, jedoch wurde der durch den Amtsvorsteher Wernigk eingeforderte Schlüssel vom französischen Intendanten in Homburg nicht übergeben.

Zerstörung der Burg

Zeitpunkt und Umstände der Zerstörung der Burg sind noch unklar, werden aber am Ende des 17. Jh. im Zuge eines umfassenden Brandes vermutet. Da Kirkel damals zur französischen Saarprovinz gehörte, lag es außerhalb der bei dem Rückzug der Franzosen während des pfälzischen Erbfolgekrieges aus der Pfalz im Jahr 1689 verwüsteten Zone, so daß eine Zerstörung in diesem Zusammenhang nicht wahrscheinlich ist.

1693 - Aus einem Bericht der herzoglichen Regierung über die Beschaffenheit und den Zustand des Fürstentums Zweibrücken: "Das Hauß (Kirkel) sonsten ist im vorigen Krieg von den Franzosen, ohne etwas weniges, wohin sie dann und wann garnison legen, auch die portal und uffziehente Brücken, demolirt worden, so daz es von niemand mehr bewohnt wird, auch keine Bedienten mehr hat, sondern die Jurisdictiona von dem Amptsverweser zu Zweibrücken administriret, die Gefälle aber von dem dasigen Kellner erhoben und verrechnet werden."


Neuman-Dubois Lithografie von Neuman/Dubois, ca. 1740. Schloß Kirkel bei Neuhäusel. Nach der Natur von Neuman, Lithographie von Dubois um 1820
Die Ansicht der Burgruine vom Frauenbrunner Weg her (von Osten) ist im 18. Jahrhundert gefertigt worden. An der Ruine des runden Turmes (links) erkennt man den hoch oben gelegenen Einstieg und darüber als schmales bogenförmiges Band den ehemaligen Dachanschluß des alten Palas. Der hohe Mauerteil im Vordergrund links dürfte vom "Neuen Bau" stammen, nach rechts schließt sich die Schildmauer an. Über dem äußeren Tor befindet sich noch eine Reliefplatte mit Inschriften (siehe auch die Bildunterschrift zur Dorfansicht von 1780).

13.8.1740 - Bescheid der Rentkammer Zweibrücken: "Da das Schloß schwerlich wieder aufgebaut wird, können die Mauern abgebrochen und das Baumaterial für die Reparatur des Neuhäuseler Weiherdamms verwendet werden."
Mannlich, 1780 Dorfansicht (Mannlich?) 1780. Original im Historischen Museum der Pfalz, Speyer.
Die Abbildung zeigt die nahezu seit einem Jahrhundert verlassene Burgruine nach vierzig Jahren reger Abbruchtätigkeit durch die Dorfbevölkerung. Außer den Turmruinen der Oberburg stehen noch der äußere Torbogen und Teile der Schildmauer sowie der Ostfassade des "Neuen Baues". Die stärker schematisierte Darstellung ist Talgrund aus gezeichnet worden, weswegen der "Neue Bau" höher wirkt als in der vorigen Abbildung.
Bildunterschrift: "Die Herrschaft Kirckel wurde schon 1444 Ludwig dem Schwartzen übergeben. Die Arbeit über dem Thor a von 15 franz. Schuh lang und breit und schön und unter Johann I 1593 gemacht worden.Vier Far...? haben ?...scheinen, 3 lateinisch, eine in deutschen versen, so aber übel geraten sind und deswegen wegfallen(?). Das ?...thum ist noch recht artig. b. Neuhäusel."

Augenzeugenbericht von 1856 -"Das Thor derselben (Burg) ist gegen Osten gekehrt, von welcher Seite her die (übrigens unbedeutende ) Höhe am besten bestiegen wird. Ueber dem Thore sieht man noch Reste eines großen Wappens, welches zum Theile von den an der Mauer hinaufrankenden Reben verdeckt ist. Die Inschrift darunter scheint nur noch theilweise vorhanden zu sein. Gleich links neben dem Thore wohnen in einem Gewölbe arme Leute, deren Schornstein durch die Mauer geht, so daß man oben, da die Oeffnung durch nichts bezeichnet ist, leicht hineinfallen könnte. Die Mauer ist der äußern größern Steine entkleidet. Weiter gehend gelangt man durch einen Bogen in den inneren Theil der Burg, wo man zur Rechten an den Ecken bedeutend hohe Thurmreste sieht. Der gegen das Dorf hin stehende Thurm ist völlig rund und hat in seiner ganzen Höhe eine Bresche, aber weder Stiege noch Decke. Die Stiege scheint sich außen am Thurme hinauf gewunden zu haben. Unter dem anderen Thurme scheint sich's früher hinabgesenkt zu haben ; vielleicht daß sich hier das Verließ oder der Brunnen befand. Diesen Thürmen gegenüber befinden sich mehrere Gewölbe über einander, deren unterstes ebenfalls von armen leuten bewohnt wird, die in dem andern ihre kleinen Vorräthe von Streußel etc. aufbewahren, in dem Burgraume selbst aber etwas gemüse und einige Bäume ziehen. In diesem elenden Zustande fand ich den ehemaligen Grafensitz, als ich am 1. Sept. 1844 demselben einen flüchtigen Besuch gönnen durfte! Die Burg war weder groß, noch, wie es scheint, sonderlich fest."

 Müffling-Tranchot Ausschnitt einer Karte von Tranchot, ca. 1805, stark vergrößert. Anscheinend sind hier die Bereiche der Oberburg und ersten Beringebene einschließlich Toranlage des "chateau ruiné" noch weitgehend oberirdisch erhalten.


Extraditions-Plan Ein Ausschnitt aus dem "Extraditions Plan für den königlichen Bezirksgeometer", erstellt im Jahr 1845 vom "Königlichen Kataster-Bureau" im "Regierungsbezirk Pfalz, Amtsgericht Waldmohr, Bezirksamt Homburg, Steuergemeinde Kirkel-Neuhäusel" Plan Nr. CXXVI.R., Beilage zu S.W.N. 38 und 39. (Das Original befindet sich im Katasteramt St.Ingbert). Sichtbar ist noch die Oberburg, ein Teil des östlich anschließenden Neuen Baus und die Toranlage oben.

Augenzeugenbericht von 1856:
"Die ganze Ruine ist im Besitze vieler Eigenthümer, welche dieselbe als einen antiken Steinbruch ausbeuten, ja, einer derselben hat sich sogar in einem Gewölbe gegen Osten hin eine dumpfe rauchichte Wohnung bereitet. Jeder Theilhaber demoliert auf dem Seinigen nach belieben und so ist in einigen Jahren von dieser alten wichtigen Stätte nichts mehr vorhanden, ja vielleicht verfallen jene gar noch auf die monströse und kolossale Idee, die eben erwähnten Thürme und Gewölbe mittelst Pulvers zu sprengen, um - Bausteine zu gewinnen, an denen übrigens die nächsten berge überreich sind. Man kann ein solches Streben nicht anders als mit dem Namen "Zerstörungswuth" bezeichnen, indem Eigennutz ohnmöglich die Triebfeder dazu sein kann, denn, wann Alles zerstört ist, so bleibt nur ein trockener unfruchtbarer Schutthaufen übrig, auf welchem man, mit der größten Anstrengung und Mühe, doch nichts bauen, oder erzielen kann"

Augenzeugenbericht von 1858:
"In den mächtigen Gewölben haben sich Scharen von Bettlerfamilien eingenistet. Es sieht schauerlich da unten aus."

Postkarte, 3. Reich Postkarte mit Ansicht von Dorf und Burg, Ende der 1930er Jahre, mit Hakenkreuz zwischen den Türmen der Oberburg. Von den Gebäudeteilen sind oberirdisch inzwischen nur noch die beiden Turmruinen erhalten. Das Dorf hat sich wesentlich vergrößert und weist eine viel dichtere Bebauung auf als auf der Abbildung von 1780.


Postkarte, 3. Reich Ansichtskarte, ca. 1980, Schreibwaren Hopf, Kirkel.
Burg Kirkel von Nordosten aus. Der Runde Turm ist zum Aussichtsturm ausgebaut. Außer ihm und der Ruine des Eckigen Turmes sind oberirdisch keine Baureste mehr sichtbar. Der Schutt ist von üppiger Vegetation bedeckt. Die Unterburg dient als Parkplatz für Besucher. Im Südosten unterhalb der Schildmauer steht das Wohnhaus der Familie Kunkel.

Quellen:
August BECKER, Die Pfalz und die Pfälzer. Zweite Auflage, Neustadt an der Haardt,1913.
David ECKER, Kirkel-Neuhäusel und seine Burg, Saarbrücken 1938.
Kurt HOPPSTÄDTER, Hans-Walter HERRMANN, Hanns KLEIN (Hg.), Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Band 2, Saarbrücken 1977.
Hans-Walter HERRMANN, Die Geschichte der Burg Kirkel in: Weinpokal und Rosenkranz, Andrej MIRON (Hg.), Saarbrücken 2000.
Peter GÄRTNER, Geschichte der bayerisch-rheinpfälzischen Schlösser und der dieselben ehemals besitzenden Geschlechter nebst der sich daran knüpfenden romantischen Sagen, Erster Band, Speyer 1854.
Hanns KLEIN, Die Kirkeler Kellereirechnungen von 1443/1444, Publikation in Vorbereitung.
Johann Georg LEHMANN, urkundliche Geschichte der Burgen und Bergschlösser im Westriche und im ehemaligen Bliesgaue. Kaiserslautern o.J.
Albert RUPPERSBERG, Geschichte des Saargebietes, Saarbrücken 1923.

Text: Christel Bernard, 1996.

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