Gefäßkeramik
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Kollektion graue Irdenware, ca. 11. 13. Jahrhundert.
Von links nach rechts: das Oberteil eines kugeligen Topfes mit feinen Drehrillen auf der Schulter, die Innenseite geschmaucht, daneben ein Tüllentopf mit
zwei randständigen Tunnelhenkeln und flachem bis leicht gerundetem Boden, ein weiteres Oberteil eines Kugeltopfes im Vordergrund, rechts ein geschmauchter
Kugeltopf mit gerilltem Rand und nachgeschnittenem Linsenboden und bräunlich gebrannter Gefäßinnenseite, der durch Vergleichsfunde in Trier in das
11. Jahrhundert zu datieren ist.
Alle Gefäßfragmente stammen aus dem Schacht auf der Oberburg und sind als Kochgefäße verwendet worden.
1) Mund Dm. 15 cm (Inv. Nr. 1994:019-255 Z 376), 2) H. 18 cm, Mund Dm. 10 cm (Inv. Nr. 1994:019-159 Z 150),
3) Mund Dm. 10 cm (Inv. Nr. 1994:019-298 Z 476), 4) H 13,5 cm, Mund Dm. 11 cm (Inv. Nr. 1994:019-300 Z 459)
Abbildung rechts oben: Koch am Herd. Er benutzt Gefäße aus Irdenware, die seitlich am Herdfeuer stehen.
Darstellung aus dem Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, 15. Jahrhundert.
(Quelle: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch, Die Stadt um 1300, Ausstellungskatalog, LDA Baden-Württemberg u. Stadt Zürich (Hg.),
Stuttgart 1993, S. 282)
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Fragmente von Krügen aus grauer Irdenware, vermutlich Ende des 13. Jh.
Die ursprüngliche Form ist aufgrund von Vergleichsfunden
zu ergänzen als bauchig mit zylindrischem Hals und kleiner Schnute, knapp unterhalb der Randlippe bis zum Bauch ist ein Henkel mit quer-ovalem,
nach der Innenseite eingekniffenem Querschnitt angesetzt. Charakteristisch ist die Druckmulde von der Innenseite des Krughalses aus am oberen
Ansatzpunkt des Henkels. Das obere Krugfragment trägt ein flächendeckendes Rollrädchendekor, während der Krug auf der unteren Abbildung
ein fahrig eingeritztes Zickzackband auf der Schulter und Drehrillen am Halsansatz aufweist.
(Inv. Nr. 1994:019-298)
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Schüssel mit Graffito, ca. 15. Jahrhundert.
Schüsselfragment aus grauer Irdenware mit ausschwingendem Rand und angedrücktem Standring. Die Innenseite und Teile der Außenseite
des Gefäßes sind geschmaucht. Die Außenseite trägt ein grob eingeritztes Graffito " M A R I...", dem an der Bruchstelle die unteren
Schrägstriche eines weiteren Buchstaben, vermutlich eines "A", folgen.
H. 11 cm, Rand Dm. 26 cm, Standring Dm 13 cm (Inv. Nr. 1994:019-147 Z 43).
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Frühe glasierte Irdenware, Ende des 13. Jh.
Diese Art von repräsentativer Keramik stammt aus der mittelalterlichen Experimentierphase des Glasierens. Sie ist in Metz gefertigt und als sicherlich teures
Importgut bislang einzig im Saarland auf Burg Kirkel nachgewiesen. Es handelt sich um Fragmente von bauchigen Krügen mit typischen Merkmalen:
leicht konisch erweiternder Hals mit verdickter, schräg nach innen abgeschnittener Randlippe und zur Innenseite hin eingekerbtem Wulsthenkel, an dessen
oberer Ansatzstelle sich an der Innenseite des Halses eine deutlich eingetiefte Druckmulde befindet. Die Gefäßböden sind geglättet und manchmal mit drei
kurzen zungenförmigen Füßchen versehen. Der Scherben ist hart gebrannt und grobkörnig mit Quarz gemagert; sein Kern ist reduzierend grau, die Oberflächen
oxidierend rot gebrannt. Auf der Gefäßaußenseite befindet sich transparente Bleiglasur, die ungleichmäßig und nicht vollständig flächendeckend, wahrscheinlich
mit dem Pinsel aufgetragen und stellenweise während des Brandes vom Scherben aufgesogen worden ist. Teilweise sind die Gefäße mit plastischen Auflagen aus
hellem Pfeifenton aufwendig verziert.
Von links nach rechts: 1. Fragment eines bauchigen Kruges mit brauner Glasur. 2. Fragment eines größeren Kruges mit unregelmäßig gerillter Schulter und
gelblichbrauner Glasur, Unterteil ergänzt, ursprünglich wahrscheinlich mit zungenförmigen Füßchen. 3. Krugfragment mit gestempelten Beerenauflagen.
4. Gefäßfragment mit aufgelegten Blattranken und Gesichtern.
1. H. 15,6 cm, (Inv.-Nr. 1994:019-153), 2. H. (ergänzt) 23 cm, Mund Dm. 11,2 cm (Inv.-Nr. 1994:019-237),
3. (Inv.-Nr. 1994:019-266), 4. (Inv.-Nr. 1994:019-169 Z 202).
Lit.: Nathalie Dautremont, Murielle Georges-Leroy, L'Atelier de potiers des XIIIe XIVe siècles du Pontiffroy, in: Metz Médiéval. Mises au jour, mise à jour. Metz 1996, S. 55 59.
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Gefäßfragmente mit plastischen Auflagen, Ende 13. Jh.
Links: Anpassende Scherbe mit Gesichtsapplikation zum Gefäßfragment oben rechts.
Rechts: Eventuell eine Applikation als Herstellermarke.
(Inv. Nr. 1994:019-237).
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Glasierte Irdenware, vermutlich Beginn des 16. Jh. und 17./18. Jh.
Links ein einhenkeliger Topf aus heller Irdenware; Innenseite, Randlippe und oberer Henkelbereich grün glasiert. Die Außenseite des Gefäßes ist
auf Bauch und Schulter mit Rillen versehen, der breite Bandhenkel spannt sich von der Lippe des Karniesrandes bis zum Bauch des Gefäßes und
trägt am unteren Ende eine Fingerdruckmulde als Dekor. Der Rand ist innen gekehlt, um einen Deckel aufnehmen zu können.
Rechts ein jüngerer schlanker Krug aus rötlich-ockerfarbener Irdenware mit eiförmigem Körper, leicht ausladender, gerundeter Randlippe,
einem Bandhenkel mit Fingerdruckmulde und glattem Gefäßboden. Die Außenseite des Kruges ist sorgfältig geglättet, Innenseite und
Rand tragen eine bräunliche transparente Glasur. An Stelle der eingeritzten Zierrillen befinden sich auf dem Gefäßhals zwei umlaufend aufgemalte
Zierstreifen von brauner Engobe. Beide Gefäße haben einen glatten Standboden. Daß sie zum Kochen verwendet worden sind, indem man sie
seitlich an das Herdfeuer gestellt hat, zeigen die Schmauchspuren an der jeweils dem Henkel abgewandten Seite. Beide stammen aus Ablagerungen
von Küchenabfall.
Links: H. 25,2 cm, Mund Dm. 21,8 cm, Boden Dm. 14,1 cm (Inv.Nr. 1996:019-619),
rechts: H. 28,4 cm, Mund Dm. 10,7 cm, Boden Dm. 7,6 cm (Inv.Nr. 1994:019-146 Z 172)
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Fragmente von Schüsseln aus malhorndekorierter Irdenware, 17. 18. Jh.
Die beiden oberen mit Spruchbändern auf der Fahne, von denen das mittlere Fragment zu lesen ist als "du lieber engel".
Herstellungsort vermutlich im Elsaß.
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Ofenkeramik (Kacheln)
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Napfkacheln, ca. 13.Jh.
Drei konische Napfkacheln aus grauer Irdenware. Grob gedrehter, gerillter Körper,
unsorgfältig abgedrehter Boden und verdickter, horizontal abschließender Mündungsrand.
Innen wie außen anhaftende Reste verziegelten Lehms, der zeigt,
daß die Napfkacheln nicht nur in den Lehmmantel des Ofens eingesetzt gewesen,
sondern auch auf der Innenseite mit Lehm überschmiert waren.
H. 12 cm, Rand Dm. außen ca. 14 cm, Boden Dm. ca. 6 6,5 cm (Inv.-Nr. 1994:019 Gefäß 1, 2 und 10).
Abbildung rechts oben: Dezemberbild mit Kachelofen, Freskomalerei, Zürich, "Haus zum langen Keller", Anfang 14. Jh. (Quelle: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch, Die Stadt um 1300, Ausstellungskatalog, LDA Baden-Württemberg u. Stadt Zürich (Hg.), Stuttgart 1993, S. 283)
Auf Burg Kirkel wurde im südlichen Bereich des Palas ein Raum über der Küche mit einem Napfkachelofen beheizt.
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Kollektion von Kachelfragmenten, 15. 17. Jh.
Unten links eine gotische Nischenkachel mit floral verziertem, spitzbogig ausgeschnittenem Vorsatzblatt,
die anderen Stücke stammen von Relief- und Nischenkacheln, teils mit relativ schlichtem gotischem Dekor bis hin zu reich verzierten,
stark plastisch ausgeprägten Exemplaren der Renaissance.
Abbildung oben rechts: Grün glasierter Reliefkachelofen im kleinen Ratssaal von Ravensburg (Quelle: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch, Die Stadt um 1300, Ausstellungskatalog, LDA Baden-Württemberg u. Stadt Zürich (Hg.), Stuttgart 1993, S. 153)
Kachelöfen mit künstlerisch gestalteten, glasierten Reliefkacheln gehörten bereits seit dem frühen 15.Jahrhundert zum gehobenen Wohnkomfort. Ihr Dekor bestand aus Heiligendarstellungen, Allegorien oder Porträts bekannter Persönlichkeiten, umrahmt und ergänzt durch Architekturelemente.
Auch auf Burg Kirkel belegen Funde solcher Kachelfragmente das Vorhandensein von Kachelöfen.
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Zwei Kachelfragmente mit Darstellungen eines bärtigen Königs mit Zackenkrone, davon der untere mit erhobenem Schwert.
Oben eine fein gearbeitete, rot-tonige Kachel, die durch ihren ehemals metallisch glänzenden Grafitüberzug dem Ofen das Erscheinungsbild eines
Eisenofens gegeben hat.
Unten eine grün glasierte Kachel mit Auflage aus weißem Pfeifenton auf rotem Tongrund. Wahrscheinlich ist der weiße
Pfeifenton aus zweierlei Gründen verwendet worden, erstens weil er aufgrund seiner hohen Plastizität sehr gut geeignet war, um Feinheiten des
Reliefmodels auszufüllen, und zweitens weil er die grüne Glasur besonders gut zur Geltung bringt.
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Fragmente von dunkel glasierten Reliefkacheln, Anfang 17. Jh.
Oben ein Fragment aus einer Allegorie der Justitia mit Waage (Inv.Nr. 1994:019-105), unten ein Randleistenstück mit Puttokopf.
Die dunkel glänzende Glasur wurde vermutlich deshalb gewählt, weil sie der Kachel ein ähnliches Aussehen wie Gußeisen verleiht.
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Oben ein grafitiertes Randstück mit Früchten, darunter eine porträthaft detaillierte Darstellung eines Frauengesichts.
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Tonpfeifen
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Anthropomorphe Tonpfeifenköpfe
Tabakpfeifen aus weißem Ton, hergestellt in zweischaligen Formen und plastischen Darstellungen von weiblichen Gesichtern
und stilisierter Haartracht. Teilweise sind die plastisch dekorierten Stielansätze mit Banderolen versehen.
Von links nach rechts: 1) Kopf mit Haartracht, Dm. 1,6 cm (Inv. Nr. 1998:019-881),
2) mit unleserlicher Stielbanderole (1998:019-881), 3) Gesicht mit seitlichen stilisierten Locken und flächendeckender Zopfdarstellung
am "Hinterkopf" und Stielbanderole "OTTO"? H. 3,5 cm, Dm. 1,5 cm (Inv. Nr. 1994:019-207),
4) sehr fein ausgeformtes Gesicht mit filigranen Locken (Inv. Nr. 1995:019-502), 5) ähnlich 4), Stielbanderole "CIRIAC OLLIO" (Inv. Nr. 1996:019-578).
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Fragmente von Tonpfeifen mit Fersenmarken, zweite Hälfte 17. Jahrhundert.
Fragmente von Pfeifen im holländischen Stil, vermutlich teilweise aus regionaler Produktion, versehen mit Herstellermarken
auf der sogenannten Ferse an der Unterseite des Kopfes. Von links nach rechts: IG mit Blume, HPV mit Blume, SB mit Blume und einer Krone auf dem B,
rechts ein anderer Stempel IG mit Blume. HPV läßt sich dem Pfeifenbäcker Phillip Finsler zuordnen, dessen Produkte auch aus Mannheim bekannt sind.
1) Kopf mit einem Band eingestempelter Dreiecke am Rand, H. 3,2 cm, Dm. 1,4 cm, 2) und 3) alle (Inv. Nr. 1996:019-647),
4) (Inv. Nr. 1998:019-881).
Lit.: Kalliope Sarri, Die tönernen Tabakpfeifen, in: Vor dem Großen Brand. Archäologie zu Füßen des Heidelberger Schlosses.
Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 1992, S. 114 117.
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Tabakpfeife mit Fersenmarke
Plastisch verzierter Pfeifenstiel, auf der Ferse mit vermutlich holländischer Herstellermarke "Lilie in Raute" gestempelt.
(Inv. Nr. 1994:019-98).
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