HOCH

Eine Auswahl von Rechnungen aus dem Bausektor, Saarbrücken 1928-1931

Die nachfolgend aufgeführten Rechnungen wurden für den Erwerb von diversen Materialien und die Erbringung von Handwerksleistungen in Zusammenhang mit dem Neubau eines Wohnhauses in der Talstraße in Gersweiler bei Saarbrücken ab dem Jahr 1928 ausgestellt. Der von der Baugenossenschaft "Heimstatt" unterstützte Auftraggeber ist ein bei der Konstruktionsabteilung der Burbacher Hüttenwerke angestellter Ingenieur (Name geschwärzt). Die in chronologischer Reihenfolge aufgeführten Rechnungen betreffen vorrangig Leistungen im Bereich der Haustechnik wie Sanitär-, Gas- und Elektroinstallationen, aber auch z.B. die Anfertigung und den Einbau von Holzfenstern und -türen, Dach- und Anstricharbeiten bis hin zum Kauf von Festbrennstoff (Koks). Vorangestellt ist eine Gastronomierechnung vom 4. September 1928, unten angehängt die zu dieser Zeit gültige Polizei-Verordnung über das Meldewesen für das Saargebiet vom 19. September 1922, beide aus dem gleichen Konvolut wie die Rechnungen.
Im Oktober 1929 nahm die Weltwirtschaftskrise ihren Anfang, das Saarland bzw. das Saargebiet stand seit 1920 unter der Verwaltung des Völkerbundes, Währung war der Saar-Franken. Für einen Saar-Franken erhielt man überschlägig 0,165 Reichsmark (RM) bzw. 1 Reichsmark entsprach 6 Franken. Die Kaufkraft der Reichsmark entsprach im Jahr 1929 3,10 Euro, im Jahr 1933 4,00 Euro (gemäß Angaben des Statistischem Bundesamts, Stand August 2008). Die Kaufkraft eines Saar-Franken entsprach im Jahr 1929 demnach etwa 0,52 Euro (2008) und im Jahr 1933 rund 0,66 Euro (2008).
Zusammenstellung: Jan Selmer, 09.12.2012.

Bewirtungsrechnung mit 30 Mahlzeiten, ausgestellt am 4. September 1928 durch Frau Wwe. Schaufs in Gersweiler.
Bewirtungsrechnung mit 30 Mahlzeiten, ausgestellt am 4. September 1928 durch Frau Wwe. Schaufs in Gersweiler. Das vermutlich relativ einfache Essen kostete umgerechnet (Kurse und Kaufkraftvergleich RM, Fr. und Euro s.o.) etwa 3,- Euro, eine Tasse Kaffee 0,62 Euro, ein wohl grosses Bier (=1 Liter?) 1,50 Euro, das Glas Bier (1/3 oder 1/4 Liter?) 0,42 Euro und ein Glas Moselwein (0,2 Liter?) 1,25 Euro, desgleichen das Päckchen Tabak (50g?) von Rothfuchs. Gemessen an der anzunehmenden Anzahl von rund 30 bewirteten Personen erscheint der Bierkonsum erheblich.


Rechnung der Gasanstalt-Betriebsgesellschaft m.b.H., Abt. Saarwerke.
Rechnung der Gasanstalt-Betriebsgesellschaft m.b.H., Abt. Saarwerke. Die Herstellung des Gasanschlusses kostete 2500 Saar-Franken, die Gasleitung bestand aus 1 1/4 Zoll Schmiederohr.


Rechnung der Vereinigten Hüttenwerke Burbach-Eich-Düdelingen, Aktien-Gesellschaft. Abteilung Burbach.
Rechnung der Vereinigten Hüttenwerke Burbach-Eich-Düdelingen, Aktien-Gesellschaft. Abteilung Burbach. Erworben werden fast 26 Tonnen Schlackensand und Grus - Füllmasse für die Fußböden? Der Verkauf erfolgte an einen Werksangehörigen, der Zahlbetrag wurde laut Aufdruck vom Gehalt abgezogen.


Rechnung der Vereinigten Hüttenwerke Burbach-Eich-Düdelingen, Aktien-Gesellschaft. Abteilung Burbach.
Rechnung der Vereinigten Hüttenwerke Burbach-Eich-Düdelingen, Aktien-Gesellschaft. Abteilung Burbach. Erworben werden 4,2 Tonnen Koks I für 50 Saar-Franken je Tonne(!). Auch hier wird der Zahlbetrag vom Gehalt des jew. Monats abgezogen. Offenbar nutzte man Erdgas zur Beleuchtung und zur Warmwasserbereitung, die Beheizung des Hauses erfolgte jedoch mit einer mit Festbrennstoffen befeuerten Zentralheizungsanlage.


Angebot für ein Garagentor und zwei Türen von Wilhelm Weber, Bau- und Möbelschreinerei, Breite Straße 14 in Saarbrücken 2.
Angebot für ein Garagentor und zwei Türen von Wilhelm Weber, Bau- und Möbelschreinerei, Breite Straße 14 in Saarbrücken 2. Das Garagentor wird in Tanne und dem etwas kostspieligeren "Pitschpine" (=Pitch Pine, meist importiertes Kiefernholz) angeboten.



Rechnung der fr. Maret G.m.b.H., Holzhandlung und Holzbearbeitung, Am Torhaus in Saarbrücken 2.
Rechnung der fr. Maret G.m.b.H., Holzhandlung und Holzbearbeitung, Am Torhaus in Saarbrücken 2. Die zweiflügeligen Fenster mit 4/4-Verglasung à 195 Franken werden aus Kiefer hergestellt, einer preiswerten aber wenig witterungsbeständigen Holzart.



Rechnung der Gebr. Arend, Zentralheizungen und sanitäre Anlagen, Station Saarbrücken-Burbach in Saarbrücken 5, Seite 1.
Rechnung der Gebr. Arend, Zentralheizungen und sanitäre Anlagen, Station Saarbrücken-Burbach in Saarbrücken 5, Seite 2.
Rechnung der Gebr. Arend, Zentralheizungen und sanitäre Anlagen, Station Saarbrücken-Burbach in Saarbrücken 5. Neben dem Anschluß des Gasherdes wird der Kronleuchter mit Gaslampen nachgerüstet, im Keller, der auch einen Kühlraum enthielt (s.u.), wird eine Toilette mit "Themsespülkasten" und Bleispülrohr sowie ein Spülstein aus Feuerton (glasiertes Steinzeug mit Schamottebeimengung) montiert. Zur Bewässerung des Gartens verlegt man eine separate Wasserleitung, an die ein 3/4-Zoll-Schlauch mit einer "Flora"-Spritze mit verstellbarem Strahl angebracht wird. Für den Installateur wird ein Stundenlohn von 10,65 Saar-Franken, für den Helfer 7 und für den Lehrling 2,50 berechnet.



Rechnung der Firma A. Jaeckl, elektrotechnisches Installationsgeschäft, Bismarckstraße 10 in Saarbrücken 3 - St. Johann, Seite 1.
Rechnung der Firma A. Jaeckl, elektrotechnisches Installationsgeschäft, Bismarckstraße 10 in Saarbrücken 3 - St. Johann, Seite 2.
Rechnung der Firma A. Jaeckl, elektrotechnisches Installationsgeschäft, Bismarckstraße 10 in Saarbrücken 3 - St. Johann. In der Rechnung aufgeführt ist u.a. die Zuleitung für die noch zu errichtende Garage und sowie die Steigleitung für das Speise- und Herrenzimmer. Im Keller befand sich ein Kühlraum.



Rechnung der Firma Louis Arend, Bedachungsgeschäft und Bauklempnerei, Station Saarbrücken-Burbach in Saarbrücken 5.
Rechnung der Firma Louis Arend, Bedachungsgeschäft und Bauklempnerei, Station Saarbrücken-Burbach in Saarbrücken 5. Der für die Behebung von Sturmschäden erforderliche Zementmörtel und das Walzblei deuten auf Schäden im Bereich eines Dachübergangs oder des Firsts. Hierbei wurden 35 Falzziegel à 90 centimes ersetzt. Für eine Arbeitsstunde eines Dachdeckers wurden 10 Saar-Franken berechnet, für die Arbeitsstunde des Hilfsarbeiters 7,30.


Rechnung der Firma Gebr. Arend in Saarbrücken 5, jetzt als G.m.b.H.
Eine weitere Rechnung der Firma Gebr. Arend in Saarbrücken 5, jetzt als G.m.b.H. und laut Briefkopf mit erweitertem Leistungsumfang: Zentralheizungen, Lüftungs- und Warmwasserbereitungsanlagen, Abwärmeverwertung, Fernheizwerke und sanitäre Einrichtungen, Wasch- und Badeanlagen. Die Installateurstunde kostete 10,65 Saar-Franken, die "Spezial-Installateurstunde" 11,55 und die Helferstunde 6,- Saar-Franken. An den Heizkörpern konnte man noch einzelne Glieder entfernen (oder hinzufügen).


Rechnung der Mechanischen Drahtindustrie Aktiengesellschaft, Heuduckstraße 63, Saarbrücken 1.
Rechnung der Mechanischen Drahtindustrie Aktiengesellschaft, Heuduckstraße 63, Saarbrücken 1. Auf dem Briefkopf die Darstellung des Firmensitzes, eines größeren Gebäudekomplexes. Erworben wurden 2 Rollen 6-eckiges Drahtgeflecht, wohl zur Herstellung eines Zaunes. Handschriftliche Ergänzung: 100 m.


Rechnung des Maler- und Anstreicher-Geschäfts Adam Follmann aus Gersweiler-Ottenhausen.
Rechnung des Maler- und Anstreicher-Geschäfts Adam Follmann aus Gersweiler-Ottenhausen. Arbagit bezeichnet in Benzol gelöstes Paraffin. Es weist eine deutliche Gelbfärbung auf. Für eine Arbeitsstunde eines Anstreichers wurden hier 8,50 Saar-Franken berechnet.


Rechnung von Firma Klaus Ackermann, Eisenbeton-, Hoch- und Tiefbau, Stengelstraße 10, Saarbrücken 1, Seite 1.
Rechnung von Firma Klaus Ackermann, Eisenbeton-, Hoch- und Tiefbau, Stengelstraße 10, Saarbrücken 1, Seite 2.
Rechnung von Firma Klaus Ackermann, Eisenbeton-, Hoch- und Tiefbau, Stengelstraße 10, Saarbrücken 1. Zwei Jahre nach Errichtung des Hauses wurden Arbeiten am Abwassersystem durchgeführt, die u.a. mit knapp 12 Kubikmeter Erdaushub verbunden waren. In der Rechnung erwähnt werden ein Kanalschacht und eine Klärgrube. Für 1 Arbeitsstunde (Tagelohnstunde) - vermutlich eines Maurers - wurden lediglich 6,50 Saar-Franken berechnet, 0,80 Franken weniger als zwei Jahre davor für den Dachdeckerhelfer, ein Sack Zement schlug dagegen mit 17 Franken zu Buche.


Polizei-Verordnung über das Meldewesen für das Saargebiet vom 19. September 1922.
Polizei-Verordnung über das Meldewesen für das Saargebiet vom 19. September 1922. Zum Vergrößern bitte anklicken.

HOCH

E-Mail